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Holding: Definition, Struktur im Überblick & Gründung
- Eine Holding ist keine eigene Rechtsform, sondern eine Gesellschaft, meist eine GmbH, die Beteiligungen an anderen Unternehmen hält und verwaltet.
- Holdings dienen zur Trennung von Unternehmensbereichen, Risikoverteilung und Steueroptimierung, besonders in größeren Gesellschaftsstrukturen.
- Es gibt mindestens zwei Unternehmen in einer Holdingstruktur: die Muttergesellschaft, die Anteile hält, und die Tochtergesellschaft(en), die operativ tätig sind.
- Es werden operative, Finanz- und Management-Holdings unterschieden, je nach Beteiligung am operativen Geschäft und Überwachungsfunktion.
- Die Firmierung einer Holding sollte mit der IHK abgeklärt werden, um Verzögerungen zu vermeiden, da "Holding" oft nicht als Name akzeptiert wird.
- Steuervorteile einer Holding umfassen eine geringere Besteuerung von Gewinnausschüttungen und die Möglichkeit der Verrechnung von Gewinnen und Verlusten der Tochtergesellschaften.
Der Großteil der deutschen Unternehmen wird gegründet, um ein operatives Geschäft aufzubauen, mit dem Gewinne erzielt werden sollen. Die Geschäftsmodelle sind dabei vielfältig und reichen von Produktions- und Handelsunternehmen hin zu Dienstleistungsunternehmen. Einen anderen Zweck verfolgt die sog. Holdinggesellschaft. Was es mit der Holdinggesellschaft auf sich hat, wie eine Holding funktioniert, welche Arten von Holdinggesellschaften zu unterscheiden sind und welche Vorteile eine Holding bietet, wird in diesem Beitrag erläutert.
Was ist eine Holding?
Entgegen dem allgemeinen Verständnis handelt es sich bei einer Holding um keine eigene Rechtsform, die beispielsweise neben einer GmbH oder OHG existiert. Stattdessen ist eine Holding meistens in der Rechtsform der GmbH aufgebaut, die allerdings kein eigenes operatives Geschäft betreibt, sondern Beteiligungen an Unternehmen hält und diese verwaltet. Aus dieser Tätigkeit leitet sich auch der Begriff „Holding“, zu Deutsch „haltend“ ab. Theoretisch sind für die Holdinggesellschaft auch andere Rechtsformen der Kapitalgesellschaften möglich, also die UG (haftungsbeschränkt), die AG, die englische Limited oder andere ausländische Unternehmensformen, die nach deutschem Recht wie GmbHs behandelt werden.
Was ist der Sinn einer Holding?
Holdinggesellschaften sind vor allem bei größeren Gesellschaften üblich und erfüllen, je nachdem wie sie eingesetzt werden, verschiedene Zwecke. Einerseits können durch Holdinggesellschaften Unternehmens- und Haftungsrisiken verteilt werden. Andererseits können durch die Gründung einer Holdinggesellschaft verschiedene Geschäftsbereiche des Unternehmens getrennt werden, um eine bessere Strukturierung zu ermöglichen. Der wohl bekannteste Vorteil liegt in der Steuerersparnis. Zu den Einzelheiten der genannten Vorteile später mehr.
Wie funktioniert eine Holding?
Voraussetzung dafür, dass eine Holdinggesellschaft ihre Zwecke erfüllt, sind stets mindestens zwei Unternehmen, auch Muttergesellschaft und Tochtergesellschaft genannt. Diese Unternehmen bleiben zwar rechtlich eigenständig, allerdings wird vertraglich eine Abhängigkeit der Tochtergesellschaft von der Muttergesellschaft festgelegt. Beispielsweise kann festgelegt werden, dass die Tochtergesellschaft Weisungen der Muttergesellschaft Folge leisten muss. Dabei muss die Muttergesellschaft nicht zwingend 100 % der Anteile der Tochtergesellschaft halten.
Welche Arten von Holdings sind zu unterscheiden?
1. Die operative Holding
Bei der operativen Holding wird die Holdinggesellschaft aktiv am Markt tätig, ähnlich wie eine „normale“ GmbH. Beteiligungen an oder Gründungen von Tochterunternehmen dienen lediglich der Unterstützung der Geschäftstätigkeiten der Holding.
2. Die Finanz-Holding
Bei der Finanz-Holding besteht die Aufgabe der Holding in der Vermögensverwaltung der Unternehmen, sie nimmt nicht am operativen Geschäft teil. Sie teilt finanzielle Mittel zu und überwacht die finanzielle Situation der Tochterunternehmen.
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3. Die Management-Holding
Auch die Management-Holding nimmt nicht am operativen Geschäft teil. Sie überwacht und leitet die Tochtergesellschaften, die alleine das operative Geschäft durchführen. Angesichts dessen werden Geschäftsführer der Holding auch häufig als Geschäftsführer der Tochterunternehmen eingesetzt.
Wie firmiert eine Holding?
Häufig fragen sich Existenzgründer, wie sie ihre Holdinggesellschaft nennen sollen. Da es sich bei der Holdinggesellschaft um eine GmbH handelt, kam es in der Vergangenheit schon häufig zu Ablehnungen einer Firmierung unter dem Namen „Holding“, da für die zuständigen Registergerichte nicht klar war, ob tatsächlich eine Holdingstruktur geplant ist oder nicht. In Deutschland am häufigsten verwendet wird die Bezeichnung als Beteiligungsgesellschaft.
Um Verzögerungen bei der Gründung zu vermeiden, sollten Sie den Firmennamen vorab von der IHK prüfen lassen. Hat die IHK am Namen nichts auszusetzen, stehen die Chancen sehr gut, dass auch das zuständige Registergericht den Namen akzeptiert.
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Was sind die Vorteile einer Holding?
1. Steuerlicher Vorteil: nur 5 % der Gewinnausschüttungen besteuern
Durch die Verwendung einer Holdinggesellschaft können große Steuerersparnisse erreicht werden. Wird der Gewinn einer GmbH direkt an ihre Gesellschafter als natürliche Personen ausgezahlt, fallen 25 % Abgeltungssteuer an. Schüttet die GmbH ihre Gewinne jedoch an die Holdinggesellschaft aus, müssen lediglich 5 % des Gewinns in Höhe von 30 % besteuert werden. Hierzu folgendes Beispiel:
Ihre GmbH erwirtschaftet 400.000 Euro Gewinn. 100 % dieser Summe müssen mit 25 % besteuert werden, sodass den Gesellschaftern nur noch 300.000 Euro übrig bleiben.
Wird eine Holding zwischengeschaltet, müssen nur 5 % des Gewinns, als0 20.000 Euro, mit einem Steuersatz von 30 % besteuert werden. Damit verbleibt der Holding eine Summe von 394.000 Euro.
Dieser steuerliche Vorteil gilt dabei nicht nur für die regelmäßigen Gewinnausschüttungen, sondern auch für den Verkauf der Beteiligung der Holding-GmbH an dem Tochterunternehmen: Auch hier müssen nur 5 % des erzielten Kaufpreises mit einem Steuersatz von 30 % versteuert werden.
Achtung: Die genannten Vorteile gelten mit den angegebenen Summen nur dann, wenn für das Holding-Unternehmen die Rechtsform der GmbH gewählt wurde.
2. Steuerlicher Vorteil: gemeinsame Besteuerung möglich
Durch eine Holdingstruktur ist es möglich, die beteiligten Unternehmen gemeinsam zu besteuern, konkret also die jeweiligen Gewinne und Verluste miteinander zu verrechnen. Hat ein Unternehmen also 50.000 Gewinn erwirtschaftet, das andere Unternehmen einen Verlust von 40.000 Euro, können diese Beträge verrechnet werden, sodass nur auf 10.000 Euro Steuern gezahlt werden müssen.
3. Risikostreuung
Durch den Aufbau einer Holdingstruktur kann außerdem das Risiko des Unternehmens stark minimiert werden: Gliedert die Holding verschiedene Unternehmensbereiche in verschiedene Tochtergesellschaften aus und verwirklichen sich bestimmte Risiken, etwa hohe Gewinneinbußen aufgrund der Corona-Krise für einen Geschäftsbereich, also eine Tochtergesellschaft, werden die anderen Geschäftsbereiche hiervon nicht betroffen. Würden alle Geschäftsbereiche demgegenüber nur von einem einzigen Unternehmen geführt werden, wäre dieses Unternehmen von der schlechten Wirtschaftslage eines der Geschäftsbereiche und entsprechenden Insolvenzrisiken voll betroffen.
4. hohe Reputation
Eine bestehende Holdingstruktur verfügt über eine starke Außenwirkung, die für ein wirtschaftlich starkes und gesundes Unternehmen spricht. Dies kann sich positiv auf die Wahrnehmung bei etwaigen Geschäftspartnern auswirken.
Was sind die Nachteile einer Holding?
Jedoch bringt die Holdinggesellschaft nicht nur Vorteile mit sich. Zum einen müssen Gründer die Gründungskosten sowie die laufenden Kosten für die Holdinggesellschaft beachten (näheres hierzu gleich). Insbesondere für Unternehmen, die wenig Gewinne einfahren, die Summe des zu versteuernden Betrages also dementsprechend niedrig ist, lohnt sich die Gründung einer Holding aus den genannten Gründen nicht.
Außerdem kann die Verwendung einer Holdingstruktur schnell unübersichtlich werden. Während eine Holdingstruktur bestehend aus einer Holding-GmbH und 1-2 Tochterunternehmen noch transparent und übersichtlich ist, ist dies für Holdingstruktur bestehend aus 5 oder mehr Tochterunternehmen schwer zu behaupten. Gleichzeitig wächst damit auch der administrative Aufwand enorm.
Wann lohnt sich eine Holding?
Eine Holding lohnt sich für Existenzgründer erst dann, wenn die genannten Vorteile die Nachteile überwiegen: Die generierten Steuervorteile und die organisatorischen Vorteile sind gegen die verursachten Kosten abzuwägen.
Zu nennen sind dabei zunächst die Gründungskosten. Wählt man die GmbH als Rechtsform für die Holdinggesellschaft aus, ist ein Stammkapital von 25.000 Euro notwendig, wobei für die Gründung 50% dieses Betrages zunächst ausreicht. Anschließend muss die operative Gesellschaft gegründet werden, wobei in der Rechtsform der GmbH erneut das genannte Stammkapital eingezahlt werden muss.
Expertentipp: Es ist möglich, die in die Holding eingezahlten 12.500 Euro von der Holding aus in die operative GmbH als deren Stammkapital einzuzahlen. Somit müssen nicht insgesamt 25.000 Euro an Stammkapital eingezahlt werden. Die Holding erhält im Gegenzug eine Beteiligung an der operativen GmbH, die exakt diese 12.500 Euro wert ist.
Hinzu kommen Notarkosten, ggf. anwaltliche Kosten für das Aufsetzen der Gesellschaftsverträge der Gesellschaften sowie Kosten für die Eintragung ins Handelsregister. In Summe belaufen sich die Gründungskosten der beiden Gesellschaften auf jeweils 900-1.100 Euro.
Ferner sind auch die laufenden Kosten (IHK-Beitrag, Buchhaltungskosten, Veröffentlichungskosten etc.) zu beachten, um festzustellen, ob sich die Gründung einer Holdinggesellschaft wirklich lohnt.
Kann jeder eine Holding gründen?
Da die Holding keine eigene Rechtsform ist, sondern in jeder Form der Kapitalgesellschaft gegründet werden kann, gilt: Jeder, der eine Kapitalgesellschaft gründen kann, kann auch eine Holdinggesellschaft gründen!
Fazit zur Holdingstruktur
Holdingstrukturen sind vor allem bei größeren Unternehmen üblich und können unter Umständen auch schon für kleinere Betriebe sinnvoll sein. Die häufigste gewählte Rechtsform für die Holdinggesellschaft ist die GmbH. Der größte Vorteil des Aufbaus einer Holdingstruktur liegt in der hohen Steuerersparnis, daneben kann hierdurch das unternehmerische Risiko aufgeteilt werden. Allerdings sollten Sie die genannten Vorteile gegen die Gründungskosten und die laufenden Kosten abwägen und exakt kalkulieren, ob die Gründung einer Holdinggesellschaft für Ihre Unternehmung sinnvoll ist.
Häufig gestellte Fragen rund um die Gründung einer Holding
Wir haben die am häufigsten gestellten Fragen für Sie gesammelt und beantwortet!
Warum gründet man eine Holding?
Eine Holding wird vor allem aus Gründen der Steuerersparnis und Aufteilung der Unternehmensrisiken gegründet.
Wie lange dauert die Gründung einer Holding?
Der Aufbau einer Holdingstruktur nimmt, sofern die Gründung gut durchgeplant ist, inklusive Notarterminen und Handelsregistereintragungen ca. 6-8 Wochen in Anspruch.
Wie kann man eine Holding gründen?
Da eine Holding in 95 % der Fälle in der Rechtsform der GmbH gegründet wird, gelten die Regeln für die Gründung einer GmbH. Die wichtigsten Schritte sind das Aufsetzen eines Gesellschaftsvertrags sowie dessen und notarielle Beurkundung. Weiterhin ist eine Eintragung ins Handelsregister notwendig. Wenn Sie mehr zur Gründung einer GmbH erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel.